Fasziniert und inspiriert von den Mythologien des Kanton Wallis (Schweiz), die die Geschichte armer zum Zeitpunkt ihres Todes im Eis gefangener und eingeschlossener Seelen erzählen, bietet Anna Katharina Scheidegger ihre ganz eigene Interpretation dieser Riten und Traditionen.
Für die Serie head of roses gießt sie ihr eigenes Gesicht in Eis in Silikonformen und schafft damit erschreckende zugleich aber auch poetische Bilder.
Ihre Entdeckung im Jahr 2011 der Technik des Verpackens der Schweizer Gletscher mit Planen, um die UV-Strahlung zu stoppen und damit die Gletscherschmelze zu verringern, führte zu einer verblüffenden Arbeit in der Dunkelkammer. Auf ihren Silbergelantine-Abzügen sind in weißem Stoff verpackte und verhüllte Schnee- und Steinlandschaften zu sehen. Wir haben es hier nicht mehr mit land art sondern mit Umweltmaßnahmen zu tun. Die Künstlerin verfolgt ihre Forschungsarbeit mit dem Versuch, die Berge weiß anzumalen (Film, White Out), eine engagierte aber ebenso absurde wie unendliche Handlung. Anderswo, schweben die kleinen von den Gletschern verschluckten Seelen fließend und tanzend im Raum. Sie bringen uns zum Nachdenken über unsere Überzeugungen und den Kreislauf der Natur.
Das wechselweise wissenschaftlich, lyrisch, expressionistisch, minimalistisch geprägte Werk Anna Katharina Scheideggers zeichnet sich durch eine von Konventionen losgelöste Ästhetik aus, die manchmal mit den Grenzen der Verführung flirtet dabei jedoch von einer tiefgehenden Ernsthaftigkeit geprägt ist. Die Künstlerin stärkt das Bewusstsein für unsere Umwelt und unsere Identität.
Auf Initiative von Emmanuelle Walter | La Filature, Nationale Szene, Mulhouse und unter der Leitung von Sagaprojects