Fasziniert und inspiriert von den Mythologien des Kanton Wallis (Schweiz), die die Geschichte armer zum Zeitpunkt ihres Todes im Eis gefangener und eingeschlossener Seelen erzählen, bietet Anna Katharina Scheidegger ihre ganz eigene Interpretation dieser Riten und Traditionen.     

Für die Serie head of roses gießt sie ihr eigenes Gesicht in Eis in Silikonformen und schafft damit erschreckende zugleich aber auch poetische Bilder. 

Ihre Entdeckung im Jahr 2011 der Technik des Verpackens der Schweizer Gletscher mit Planen, um die UV-Strahlung zu stoppen und damit die Gletscherschmelze zu verringern, führte zu einer verblüffenden Arbeit in der Dunkelkammer. Auf ihren Silbergelantine-Abzügen sind in weißem Stoff verpackte und verhüllte Schnee- und Steinlandschaften zu sehen. Wir haben es hier nicht mehr mit land art sondern mit Umweltmaßnahmen zu tun. Die Künstlerin verfolgt ihre Forschungsarbeit mit dem Versuch, die Berge weiß anzumalen (Film, White Out), eine engagierte aber ebenso absurde wie unendliche Handlung. Anderswo, schweben die kleinen von den Gletschern verschluckten Seelen fließend und tanzend im Raum. Sie bringen uns zum Nachdenken über unsere Überzeugungen und den Kreislauf der Natur.     

Das wechselweise wissenschaftlich, lyrisch, expressionistisch, minimalistisch geprägte Werk Anna Katharina Scheideggers zeichnet sich durch eine von Konventionen losgelöste Ästhetik aus, die manchmal mit den Grenzen der Verführung flirtet dabei jedoch von einer tiefgehenden Ernsthaftigkeit geprägt ist. Die Künstlerin stärkt das Bewusstsein für unsere Umwelt und unsere Identität. 

Auf Initiative von Emmanuelle Walter | La Filature, Nationale Szene, Mulhouse und unter der Leitung von Sagaprojects

 

 

 

Über Anna Katharina Scheidegger

Anna Katharina Scheidegger wurde 1976 in der Schweiz geboren. Sie absolvierte die Ecole Nationale Supérieur des Arts Décoratifs (ENSAD) in Paris und das Le Fresnoy in Turcoing. 2015-2016 war sie Gast der Académie de France in Madrid (Casa Vélasquez). 2007 wurde sie für den Real Photography Award und in der Kategorie Entdeckung beim Fotofestival Rencontres Internationales de la Photographie in Arles 2007 nominiert. Sie ist zurzeit Residentin am MAC VAL und arbeitet vor Ort mit jugendlichen Einwohnern. 

In ihrer Arbeit thematisiert sie vor allem urbane Phänomene, die Verbindungen zwischen Architektur, Macht und Gesellschaft, Umwelt- und territoriale Fragen und die Begriffe der Identität und der Ausgrenzung.

Ihre Fotografien, Filme und Videos sind in Europa (Grand Palais, Museum Jeu de Paume, European Media Festival Osnabrück, Interfilm Berlin, Kunsthalle Bern, les Rencontres d’Arles), Korea, Kambodscha, Kanada, Syrien, Brasilien, England und Afrika ausgestellt worden. Durch die Anleitung von Workshops in Zusammenarbeit mit Kunstschulen und Gruppen Einheimischer hat sie in diesen verschiedenen Ländern wichtige pädagogische Arbeit geleistet.

Ihre Arbeiten sind unter anderem Teil der Sammlung des CNAP und des Europäischen Hauses für Fotografie | Maison Européenne de la photographie.