Während einer langen Lebensphase in der Stadt experimentierte Olivier Crouzel unter anderem mit Projektionen in Kühlschränken oder auf Fassaden und versuchte sich an einer Praxis, die zu einer seiner hauptsächlichen Ausdrucksarten werden sollte. Dann zog Olivier Crouzel wieder zurück in die Natur, um sie zu filmen, zu fotografieren oder auf alte oder zeitgenössische Gebäude zu übertragen.
Vielleicht ist das ökologische Bewusstsein des Künstlers durch seine Heimat, die Dordogne, und seinem Leben in der Nähe eines Flusses wie selbstverständlich entstanden. Dabei orientiert er sich nicht besonders an bestimmten Modetrends, sondern geht, sanft aber unbeirrt, seinen eigenen Weg. Ausgehend von Felshöhlen bis hin zu vorstädtischen Refugien fragt sich Olivier Crouzel, wie der Mensch mit der Natur umgeht.
Sein Werk ist produktiv; ein Blick auf seine Webseite – unumgängliches Kommunikationsmittel unserer Zeit (!) – macht deutlich, dass er fast zwanghaft produziert. Von der Besessenheit, auf seinen Reisen zu projizieren – er ist nicht mehr mit seinen kleinen Zauberutensilien unterwegs, um plötzlich einen Zipfel Architektur mit Gesichtern, Ästen oder Laufbahnen zu offenbaren – ist er dazu übergegangen, Bilder einzufangen, hauptsächlich von Menschen und Wasser. Dabei gibt es ein bestimmtes Projekt, das ihn offensichtlich seit nunmehr sechs Jahren ständig umtreibt: Le Signal (Das Signal). Da er eine vielseitige Zusammenarbeit mit Geograf:innen, Wissenschaftler:innen und Schriftsteller:innen schätzt, besuchte er 2014 in Begleitung einer Autorin (Sophie Poirier) zum ersten Mal dieses 1967 errichtete Gebäude am Ozean in Soulac-sur-Mer.
Ein großer weißer Riegel, vier Stockwerke hoch, etwa 40 Wohnungen, in denen unzählige Menschen lebten, im Alltag, im Urlaub… Diese Menschen konnten das Meer sehen, bewundern, betrachten und hatten diese Wohnungen wegen der atemberaubenden Aussicht und der etwas naiven Romantik, die sie hervorruft, gekauft oder gemietet. Olivier Crouzel verliebte sich auf den ersten Blick in diesen Ort. Die Begegnung äußert sich in einer Vielzahl von Werken, (Videointervention, Projektion auf das Gebäude, Videoinstallation, digitale und analoge Fotografien, Video, Textlesung usw.) und insbesondere einer großen Installation, die hier präsentiert wird: 18 rideaux (18 Vorhänge).
Achtzehn Fenster, in denen Lamellenvorhänge von oben nach unten, von links nach rechts, in verlassenen Wohnungen aufgerollt werden, erzählen uns, was vom Leben dieser Bewohner aus der Mittelschicht übriggeblieben ist. Sie wurden aufgrund eines Präfektur-Erlasses und durch den unaufhaltsamen Anstiegs des Wassers zum Verlassen des Hauses gezwungen. Es ist die Geschichte eines Gebäudes, einer Ansicht, einer Epoche…
Olivier Crouzel arbeitet hauptsächlich vor Ort, an Wohnstätten im Freien und mit einem besonderen Fokus auf die Gesellschaft. Er ist kein Dokumentarist oder Aktivist, sondern ganz einfach ein Künstler mit der ihm eigenen Poesie und einer klaren Sprache.