Ein Teppich aus ockerfarbenen Abstufungen offenbart sich den Betrachter:innen, und im Näherkommen kann man Tausende von Steinstücken erahnen, genauer gesagt rote Ziegelsteine, von sehr kleinen bis hin zu größeren Fragmenten.
Altstadt ist das Ergebnis eines Residenzaufenthalts von Elizaveta Konovalova in Hamburg im Februar und März 2014. Die Künstlerin entdeckte die Ebbe und Flut der Elbe, die sich ähnlich verhalten wie die Gezeiten der Nordsee, in die der Fluss mündet. Dabei beobachtete sie zahlreiche Trümmer auf dem Grund, kleine rote Kieselsteine und größere Ruinenstücke.
Hamburg hat im Zweiten Weltkrieg massive Zerstörungen erlitten. So trägt der Fluss einen Teil der Erinnerung dieser Stadt mit sich und ist Teil des ständigen Kommens und Gehens, des Auftauchens und Verschwindens.
Elizaveta Konovalovas Vorliebe für Abstufungen und klare Formen wie das Rechteck, das in ihrem Werk immer wieder vorkommt, ist mit einem starken Interesse für den Minimalismus verbunden und lässt ihr Werk Nüchternheit und eine Beziehung zum Raum atmen. Altstadt wurde insbesondere im Hinblick auf den ersten Ausstellungsort in Hamburg konzipiert, wo die Installation präsentiert wurde. Es bezieht sich auch auf den Bildausschnitt, einem bestimmten Fenster auf ein Gebiet hin. Dieser spektakuläre, scheinbar einfache Raum birgt einen Schmerz, den Schmerz der Ruine und einer schweren Geschichte. Die geologischen Schichten folgen aufeinander ebenso wie jene der Vergangenheit.
Indem das Wasser dieses Baumaterial rollen und treiben lässt, zeugt es von einem historischen Moment. Die Künstlerin gibt dem Wasser, indem sie dieses geometrische, mit der Erde verbundene Motiv plastisch neu erfindet, auch ein neues Leben: Subtil verschränkt sie das Sichtbare und das Verborgene miteinander und nährt so unsere Vorstellungskraft. Diese 25.000 Ziegelstücke, die geduldig gesammelt und neu angeordnet wurden, erinnern an Uluru, bekannt unter dem Namen Ayers Rock im Norden Australiens, dem heiligen Berg der Aborigines-Kultur.