Die Welt von Maël Nozahic ist phantastisch, beängstigend und lässt uns in ein Universum aus Märchen, Legenden und zahlreichen Verweisen auf die Kunstgeschichte, Literatur und Popkultur eintauchen.
Ihre Malerei, die sie an französischen und deutschen Kunstschulen studiert hat, ist stark vom Expressionismus und einer überbordenden Ikonografie geprägt. Die Künstlerin hat Freude daran, mit verschiedenen Materialien zu arbeiten, sei es in der Malerei, der Gravur, Pappmaché oder Keramik. In ihrer Maltechnik ist die wässrige Seite prägnant, denn sie verdünnt Öl mit Wasser, um eine besondere Textur zu schaffen und ein durchscheinendes Gefühl zu bewahren.
In Close setzt die Künstlerin zwei Wölfe in Szene, deren Bild sich in einer Wasserpfütze spiegelt. Inmitten eines verlassenen Vergnügungsparks, im Treptower Park in Berlin, ersetzt eine erstarrte und trostlose Welt das einst vorhandene kindliche Leben und Glück. Die Wölfe, eine Schreckensfantasie, tragen zu diesem gespenstischen Aspekt bei. Diese „totemischen“ Tiere symbolisieren das menschliche Wesen und die Mythen unserer Vorfahren. Durch die Entwicklung eines umfangreichen Bestiariums schuf Maël Nozahic mehrere Jahre lang (2008 – 2014) ihre Serie Attractions und wandte sich dann halb menschlichen, halb tierischen Formen zu, um zu neuen Themen zu gelangen.
Close ist ein Gemälde der Trostlosigkeit, Brombeeren und Efeu haben die Spielgeräte und Fahrgeschäfte bedeckt, es gibt nur noch zwei Wachhäuschen. Wir befinden uns in einem Übergangszustand: dem Zustand der Katastrophe und der Ruinen, die der Mensch nach einer Zeit des Vergnügens und der Sinnlosigkeit hinterlassen hätte. Das Wasser, ein Spiegel dieser hektischen Aktivität, wirft die Profile der verlassenen Hütten und der durstigen Tiere zurück.
Die Motive der Künstlerin wechseln von der Tierwelt zur Figur des Menschen, von kargen Landschaften zu einer üppigen und detaillierten Vegetation. Ist die von ihr dargestellte Welt idyllisch oder dramatisch? Indem sie mit immer grelleren Farben spielt und ihre Gemälde mit botanischen Referenzen anreichert, gibt Maël Nozahic der Natur ihren Platz zurück. So hinterfragt sie die Rolle der Malerei als Mittel, um die ökologische Frage zu kommentieren. Ohne selbst in einem kritischen Diskurs zu sein und indem sie der Fantasie Raum gibt, regt Maël Nozahic die Betrachter:innen dazu an, ihre eigene Fabel und die daraus resultierenden Moralvorstellungen zu erschaffen.