Zehn Jahre nach Abschluss der Arbeit an Les Poissons des Grandes Profondeurs ont pied (Tiefseefische können stehen) präsentiert Yves Chaudouët, ein bewusst ikonoklastischer und schwer klassifizierbarer Künstler, seine gigantische Installation aus zweihundert Glasteilen: Seesterne, Quallen, Fischschwärme, aufgehängt oder sorgfältig platziert, reflektieren in der Nacht und laden die Betrachter:innen zu einem meditativen und metaphysischen Spaziergang ein.
Die ersten Überlegungen und Formen zu diesen Wasserwelten haben offenbar mit einer Monotypie von 1997, Deux Poissons abyssaux (Zwei Tiefseefische), und einer Reihe von Lithografien und Radierungen begonnen.
Yves Chaudouëts dichtes und vielgestaltiges Werk verzweigt sich vielfach. Offensichtlich ist dabei sein Interesse an der Arbeit mit dem Wechsel von hell und dunkel. Dieser Dialog zwischen Licht und Schatten findet sich insbesondere in der Malerei wieder, wird aber auch in anderen Praktiken dekliniert, wie hier mit diesem Werk über Abgründe. Die Fragen der Aufhebung, der suspensions, im wörtlichen aber sicherlich auch im übertragenen Sinne – ein Lieblingsthema des Künstlers – zeigen sich in der Installation: Darin entfaltet sich in der Dunkelheit nach und nach eine schwerelose Meereswelt. In diesem kleinen Theater der Tiefsee spielt sich ein unbekanntes und mysteriöses Leben ab, das die Forschung und die Phantasie der Menschen nährt. Der Künstler scheint in unserem – und seinem – Unterbewusstsein zu wühlen und appelliert an unsere Sinne, die uns in einen Zustand des Schwebens versetzen. Die Fische selbst, die diese Vorrichtung inspirieren, bewegen sich in diesen Tiefen ohne Licht, abgesehen von der Biolumineszenz, die von den lebenden Organismen erzeugt wird. Dazu gehören die weniger Ansehnlichen, die Quallen, Opalsterne oder die Spiegelaale.
Yves Chaudouëts Besessenheit, diese unsichtbaren Elemente sichtbar zu machen, hat ihn zu einem langanhaltenden Schaffens- und Produktionszyklus geführt, der 2001 mit dem in Murano gefertigten „Poisson des Abysses“ (Tiefseefisch) seinen ersten Prototypen fand. In enger Zusammenarbeit mit den Glasmeistern des Centre International d’Art Verrier in Meisenthal entwickelte er 2006 und 2007 sein Projekt weiter und schuf so „Tiefseefische können stehen“ (Les Poissons des Grandes Profondeurs ont pied). Jedes Teil der Installation kombiniert mundgeblasenes Glas, mit der Lötlampe bearbeitetes Glas und versilbertes Glas. Parallel dazu erzählt der vierhändig geschriebene Kunstkrimi Inaliénable(1) (Unveräußerlich) von der Entstehung dieses Abenteuers in der Glasstadt, und eine schräge fiktive Geschichte, L’affaire du faux poisson(2) (Der Fall des falschen Fisches) dokumentiert das Projekt.
Diese leuchtenden Kreaturen ermöglichen eine außergewöhnliche poetische Entdeckungsreise.