Die Serie, Les vagues scélérates, bestehend aus 20 Fotografien, hat ihren Ursprung in einer Erkundung wissenschaftlicher Wissensräume. Die Künstlerin entdeckt bei ihren Recherchen, dass sich Wasser und Licht auf die gleiche Weise verhalten, so sehr, dass man bei Lichtwellenleitern von scélératen Wellen spricht, wie auf dem Ozean. Fasziniert von dieser unerwarteten Parallele, entdeckt Sarah Ritter die Welt der Strömungsmechanik und insbesondere der Wellenkanäle: eine Art langer, mit Wasser gefüllter Glaskorridore, in denen künstliche Wellen erzeugt werden, um sie zu studieren. Ausgehend von diesem extrem künstlichen Universum schlägt die Serie eine Neuzusammensetzung von unmöglichen Wellen vor, genau dort, wo die Logik herrscht. Die Wissenschaft wird hier rückwärts als eine Szenografie der Wunder, der handelnden Fiktionen verwendet, und die Fotografie, indem sie die Bewegung einfriert, modelliert die Wellen und Metamorphosen. Unser Glaube an Bilder lässt uns nach Kohärenz suchen, wo es nur Montage und Scheinwellen gibt. Sie zeichnen ein Universum in Spannung, zwischen blauem Plastiksand und einem Ozean, den wir nicht mehr verstehen – eine Welt, die sich uns entzieht, eine unsichere Welt.
Les vagues scélérates
Sarah Ritter
Geboren 1978 in Besançon (Frankreich)
Lebt und arbeitet in Besançon (Frankreich).
Nach ihrem Philosophiestudium absolvierte Sarah Ritter die Ecole nationale supérieure de la photographie in Arles (2008). Ihre Arbeit wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und ist in mehreren öffentlichen Sammlungen vertreten (FRAC Auvergne, FRAC Franche-Comté, FNAC). Die Künstlerin ist Preisträgerin des Forschungsprogramms des Instituts für Fotografie in Lille (2021) und des nationalen Auftrags der BNF „Radioscopie de la France“ (2022). 2019 veröffentlichte sie eine Monografie im Loco-Verlag, La nuit cracraque sous nos doigts, begleitet von einem Theaterstück von Christophe Fiat. Ihre Arbeit wurde auf der Biennale der Fotografie in Mulhouse ausgestellt.