Ein großes Becken mit hunderten von glitzernden Elementen, das von einem Sprungbrett überragt wird, bildet die Kulisse für The Memory of Water, das erste gemeinsame Werk des Kollektivs Ricardo & Sandra. Auf den ersten Blick glaubt man, Kristalle, Schneeflocken oder Frostblöcke zu erkennen, aber schließlich wird deutlich, dass das Becken aus einer Ansammlung von mit Wasser gefüllten Plastiktüten besteht, die auf dem Boden liegen. Das Wasser wird zu vielen kleinen Paketen komprimiert und von der Künstlichkeit des Plastiks und des Metalls angegriffen.
The Memory of Water wurde durch das Côa-Tal im Norden Portugals inspiriert, das für seine paläolithischen Höhlenmalereien bekannt ist, die in den 1980er Jahren entdeckt wurden. Der Fluss Côa (ein Nebenfluss des Flusses Douro) war für viele prähistorische Gemeinschaften ein neuralgischer Punkt, denn Wasser stellte für sie eine wertvolle Ressource dar. Ausgehend von der Geschichte des Côa-Tals, versteht das Duo Sandra & Ricardo Wasser als Metapher für die Menschheit, für die Entstehung der Zivilisation.
Wasser kann als passiv betrachtet werden und Kontemplation suggerieren, aber umgekehrt kann dieses ruhige Element durch die Stimulierung mit äußeren Elementen und Kräften in einen Zustand der Erregung und des Aufruhrs geraten. Wasser ist in vielen Gebieten eine Quelle von Konflikten und kann zu Unruhe und Gewalt führen. Als Weiterentwicklung all dieser Konzepte materialisiert das Duo mit dieser Installation das Wasser als eine Metapher für die Gesellschaft.
Wichtig in den Ansätzen der Künstler:innen ist die Dimension der öffentlichen Kunst und des Dialogs mit den Betrachter:innen, insbesondere bei Sandra Baía, die beispielsweise eine gigantische Kugel zwischen zwei Gebäuden (Entalada, 2018) oder Aluminiumwellen im Freien (Imitative, 2016) platzieren konnte. Auffällig ist das Interesse Sandra Baías an Fragen von Spiegeln und Transparenz. Indem die Künstler:innen ein Sprungbrett in das Werk einbauen, laden sie die Besucher:innen dazu ein, von diesem Punkt aus ihren Blick in diesen künstlichen Ozean zu richten, vielleicht ihr Spiegelbild zu sehen und in eine direkte Konfrontation mit dem Werk und seinen zugrunde liegenden Umweltaspekten zu treten. Die Plastiktüten erinnern außerdem an die in manchen Ländern zum Trinken verwendeten Behälter und die damit verbundene Umweltverschmutzung, da sie regelmäßig auf öffentlichen Straßen oder in die Natur geworfen werden.
The Memory of Water suggeriert ein Eintauchen in die Erkundung interstitieller Territorien. Wasser erzeugt Leben und zerstört es, es verschönert Landschaften ebenso wie es sie beschädigt, es fällt vom Himmel, süß oder sauer. Soziale Räume und Kulturen werden aus dem Wasser geboren.