Eine Porträtgalerie zieht wie ein Filmstreifen vor unseren Augen vorbei. Die Protagonist:innen sind in bunte Regenmäntel gehüllt und bilden so ein Regenbogenensemble. Hunderte von Tröpfchen lassen die Stoffe glitzern und stehen im Kontrast zu den erschöpften Gesichtern der Models, die sie tragen. Die Models treten in die Pedale oder fahren mühsam mit ihren Fahrrädern oder Elektrorollern durch die chinesische Großstadt Hangzhou im Südosten des Landes, die für ihren romantischen Westsee bekannt ist. Ein Taifun im September 2013, Wassermassen ergießen sich kaskadenartig über die Stadt. Das Wasser drängt die Bewohner:innen dazu, sich zu schützen, nach Hause zu eilen oder sich in Sicherheit zu bringen. Konzentriert auf ihre Route, müde von der Fahrt, mit Wind und Wasser kämpfend, sind sie den Elementen gegenüber gleichgestellt und gehören hauptsächlich der Mittelschicht des Landes an.
Die Künstlerin Wiktoria Wojciechowska, die ihre ersten Erinnerungen an China als Austauschstudentin mitbrachte, hielt diese Erfahrung und visuelle Emotion durch Fotografie fest. Sie setzte sich für mehrere Stunden und Tage unter einen kleinen Regenschirm und benutzte eine einfache Kamera mit Blitzlicht, um diese alltäglichen und banalen, aber für das neue westliche Auge oft fesselnden und traumhaften Szenen festzuhalten.
Mit Short Flashes eröffnete die Künstlerin den Anfang einer mehrjährigen Serie, „Chinese Chapters“, in der sie seine Sicht auf ein Land und die verschiedenen Fragmente, die es ausmachen, erzählt, von den verwahrlosten Vorstädten über den Alltag ihrer Freundin Cong Yan bis hin zu Geschichten über Lotusblumen, Geister und den Fluss (We use to keep dead lotus leaves to hear the rain). Ihre Bilder schwanken zwischen Distanz und Zärtlichkeit. Die Künstlerin sammelt die kleinen Momente im Leben eines jeden Einzelnen, hebt deren Mut hervor und macht diese Menschen zu Helden des Augenblicks.