Viele kennen die sommerliche Aktion « Paris plage », die versucht, ein Stück Stadt in einen Entspannungs- und Badeort zu verwandeln. Weniger bekannt sind dagegen die rund 50 Stadtstrände in Frankreich.
Gestrandete Schlauchboote, viele Kinder und große Schwimmreifen, Palmen, Tretboote, feiner Sand, das Kreischen der Möwen – alles ist da, nur das Meer nicht …
Eine künstliche Landschaft, die ihren Nutzer:innen, einer oft unsichtbaren Bevölkerung, die Möglichkeit kleiner Fluchten vor der eigenen Haustür bietet.
Die von Céline Diais fotografierten Strände sind bewegend, geprägt von einer Art Zeitlosigkeit, einer Nostalgie fürs Familienalbum, erfüllt von der unbeschwerten Zeit in der Sonne, während der Sommerferien.
Céline Diais, hauptsächlich im Printjournalismus ausgebildet, interessiert sich leidenschaftlich für Bilder und entwickelt diese Praxis sowohl in Form von Reportagen als auch als bildende Künstlerin in persönlicheren Arbeiten.
Die Serie Regarder la mer (Das Meer sehen) begann 2014, als sie den Strand von Saint-Quentin in der Picardie kennenlernte. In fünf aufeinanderfolgenden Sommern fotografierte die Künstlerin etwa fünfzehn Orte, hauptsächlich in der Nähe von Paris und in Nordfrankreich.
Mit einer kleinen analogen Kamera (der Yashica Mat) entschied sie sich gegen die ihr vertraute Sportfotografie und deren Tausende von Schnappschüssen in rascher Folge. Das Gerät lässt sich unauffällig einsetzen und ermöglicht es, an den Stränden spazieren zu gehen und Teil der Menge zu sein, um die Badenden zu fotografieren und ein wenig an ihrer Auszeit teilzuhaben.
Wie ein Freiluft-Theater verfügen diese ungewöhnlichen Landschaften über ihre eigene Inszenierung. Céline Diais liefert uns eine getreue Vision ohne Retuschierung, in der die Szenerie sich selbst genügt und uns manchmal in eine Fantasiewelt zu entführen scheint.
Voir la mer (Das Meer sehen) ist ein zärtlicher Blick auf einen Teil der französischen Gesellschaft, der auch gängigen Klischees zu Vorstädten widerspricht.
Das Wasser findet man hier nicht, dafür aber Poesie, Sanftheit und Träumerei, zwischen Jacques Tatis „Die Ferien des Monsieur Hulot“ und den grimmigeren Bildern von Martin Parr.