Die ersten Überlegungen und Formen über diese aquatischen Welten nahmen scheinbar 1997 mit einem Monotypen Deux Poissons abyssaux und einer Serie von Lithographien und Gravuren ihren Anfang.
Yves Chaudouëts komplexes und vielgestaltiges Werk nimmt viele Abzweigungen, zu denen sein offensichtliches Interesse an der Frage des Hell Dunkels gehört. Dieser Schatten und Licht Dialog findet sich insbesondere in der Malerei wieder, existiert aber in Abstufungen auch in anderen Praktiken wie in diesem Werk über die Tiefsee. Fragen der Suspension, im eigentlichen aber ganz sicher im übertragenen Sinne, ein Thema, das dem Künstler sehr am Herzen liegt, werden in dieser Installation offenkundig, wo sich in der Dunkelheit nach und nach eine Unterwasserwelt in der Schwerelosigkeit offenbart. In diesem kleinen Theater der Tiefen spielt sich ein unbekanntes und geheimnisvolles Leben ab, das Forschungen und Fantasien der Menschen Nahrung gibt. Der Künstler scheint unser Unterbewusstsein zu durchwühlen – und das seine – und spricht unsere Sinne an, versetzt uns in einen Zustand der Levitation. Die Fische selbst, die diese Installation inspiriert haben, bewegen sich in Tiefen, wo es kein Licht gibt, mit Ausnahme der, von diesen Lebewesen erzeugte Biolumineszenz, unter ihnen die Hässlichen, die Quallen, die Opalsterne oder der Spiegelaal.
Yves Chadouëts Besessenheit, unsichtbare Elemente sichtbar zu machen, hat einen jahrelangen Schaffens- und Produktionszyklus eingeleitet, an deren Anfang 2001 die Enthüllung des in Murano hergestellten Prototypen „Poisson des Abysses“ stand. 2006 und 2007 arbeitet er fieberhaft in enger Zusammenarbeit mit den Glasmachermeistern des Centre International d’Art Verrier in Meisenthal an seinem Projekt und erschafft so Les Poissons des grandes profondeurs ont pied. Jeder Teil der Installation verbindet mundgeblasenes, lampengeblasenes oder Silberglas. Parallel dazu, erzählt Inaliénable(1), ein vierhändig geschriebener künstlerischer Krimi, die Entstehungsgeschichte dieses Abenteuers in der Glasstadt und eine schräge Fiktion L’affaire du faux poisson(2) dokumentiert das Projekt.
Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, dieses bedeutende Werk zu entdecken oder wiederzuentdecken, im Jahr 2011 Preisträger der ersten Ausgabe des Talents Contemporains der Fondation François Schneider.
Lumineszierende Geschöpfe bescheren eine außergewöhnliche poetische Überfahrt.
(1) Inaliénable, Yves Chaudouët et Yann Grienenberger, Arles, Actes Sud, 2006
(2) L’affaire du faux poisson, Vincent Gérard, film, 52min, 2008