Am Anfang war der Wind … dann der Schiffbruch … dann der Sand … dann der Dschungel … dann die Einsamkeit … und vielleicht das Paradies.
In einem geschlossenen, dunklen Raum packt uns ein wachsender Klang, ein sich wiederholender, umhüllender Wellengang und führt uns zu neuen Ufern. Dann erscheint im benachbarten Werk ein merkwürdiger Freibeuter, der uns einlädt, ein Gebiet zu erkunden, in dem eine seltsame Regenhütte, Masken und andere Gegenstände nebeneinander stehen. Er verliert uns in einem Dschungel aus Leder oder Plastik, der von sanften Vahinés mit hypnotischen Hüftschwüngen unterbrochen wird. Die Reise geht weiter zu feindseligeren Inseln. Wir treffen auf Gefangene vor der australischen Küste, eine verrückte Person, die auf einer Betoninsel gestrandet ist, junge Frauen, die in der Bretagne isoliert sind, oder eine Familie, die in einem Seitenarm der Rhône gefangen ist. Kartografien in Tinte, gewebt, glänzend, bläulich, reißen uns in ferne Träume als just eine akustische Muschelwolke neue spielerische Horizonte eröffnet.
«Unsere Inseln» ist die Fortsetzung von L’Atlas des Nuages* (Wolkenatlas), einer Erkundung der vielen Komponenten des Wassers, die visuelle, natürliche und imaginäre Landschaften bilden, die jedem von uns innewohnen.
Von Wasser umgebene Landstücke, Schatzinseln, vergessene, verlassene, mysteriöse, fantasievolle Inseln – das Thema hat ein unerschöpfliches erzählerisches Potenzial und findet sowohl in der Literatur als auch in den visuellen Künsten seinen Niederschlag. Um nach Ithaka zu gelangen, durchquert Odysseus jahrelang verschiedene Archipele, Robinson Crusoe begründet einen der wichtigsten Mythen des Entdeckers und einer bestimmten Vorstellung der Fremde, Marivaux pflanzt sein Bühnenbild einer sozialen Utopie in eine Insellandschaft.
Zwischen Tragödie und Burleske, Dokumentarfilm und Fiktion werden 20 Künstler zu dieser Reise in das Land der Inseln eingeladen.
Unsere Inseln ist eine subjektive Vision der Inselwelt und ihrer vielfältigen Metaphern; die Künstler selbst sind hier keine oder nur teilweise Insulaner, aber sie erzählen uns ihre unterschiedlichen Visionen von Schiffbruch, Robinsonade, Exotik, Einschließung und Utopien.
Visuell : Pauline Delwaulle, Haïkus cartographiques (extrait), 2019.
Courtesy of the artist © Pauline Delwaulle